Termindunst lichtet sich
Tod in der Sachsenschleife: Psychiater untersucht Angeklagte
Die Gerichtsverhandlung gegen die 47-jährige Hammerin, die ihren pflegebedürftigen Vater in der Badewanne getötet haben soll, wird wohl noch bis ins neue Jahr andauern. Doch der Termindunst lichtet sich langsam.
Dortmund/Hamm – Die Richter am Dortmunder Schwurgericht haben inzwischen einen psychiatrischen Sachverständigen mit Platz im Terminkalender gefunden. Nachdem die Angeklagte zuletzt über ihre Verteidiger Peter Wehn und Karsten Possemeyer angekündigt hatte, nun doch Angaben zur Sache machen zu wollen, hatten die Richter Kontakt zu gleich mehreren Psychiatern aufgenommen.
Verteidiger Wehn hatte nämlich durchblicken lassen, dass seiner Ansicht nach eine verminderte Schuldfähigkeit der 47-Jährigen in Betracht kommen könnte. Immerhin sei diese seit vielen Jahren medikamentenabhängig. In der Frage der Schuldfähigkeit lassen sich die Richter üblicherweise von einem Sachverständigen beraten. Psychiater mit Erfahrung in Gerichtsprozessen haben jedoch in der Regel nur selten spontan freie Kapazitäten.
Umso glücklicher zeigte sich der Schwurgerichtsvorsitzende Thomas Kelm, als er jetzt bekanntgeben konnte, einen solchen ausfindig gemacht zu haben. „Nach vielen Telefonaten“, wie der Richter einräumte. Der Bochumer Sachverständige Marc-Philipp Lochmann soll die Angeklagte nun eingehend untersuchen und anschließend ein schriftliches Gutachten vorlegen. „Er hat zugesagt, dass dies bis zum 21. Dezember fertig sein wird“, sagte Richter Kelm.
Tod in der Badewanne - die mögliche Ursache des Streits:
In die Beurteilung des Gutachters werden natürlich auch die Angaben der Angeklagten zu den Vorwürfen der Staatsanwaltschaft einfließen. Für den kommenden Verhandlungstag am 7. Dezember ist geplant, dass die Verteidiger eine Erklärung im Namen ihrer Mandantin verlesen. Diese soll anschließend an den Sachverständigen weitergeleitet werden.
Bislang wird spekuliert, dass die 47-Jährige mit ihrem Vater über ausbleibende finanzielle Unterstützung in Streit geraten sein könnte. Als die Polizei die Tatort-Wohnung an der Sachsenschleife nach der Bluttat am 30. März durchsuchte, wurde schnell klar, dass fast alle Zimmer durchwühlt worden waren. In dem polizeilichen Bericht, der am Montag verlesen wurde, war von offen stehenden Schränken und auf dem Boden verstreuten Gegenständen die Rede.
Die Angeklagte soll auch in ihren Vernehmungen bei der Polizei angegeben haben, dass ihr Vater ihren Bruder stets bevorzugt habe.