1. wa.de
  2. Hamm

Blitzer-Zahlen: Hammer werden seltener geknipst - Trotzdem Millionen-Regen für die Stadt

Erstellt:

Von: Cedric Sporkert

Kommentare

Prägnanter Aufstellort: die Blitzsäule am Allee-Center.
Prägnanter Aufstellort: die Blitzsäule am Allee-Center. © Henrik Wiemer (Archiv)

Die Stadt Hamm hat auch 2022 tausende Temposünder zur Kasse gebeten. Der Trend sinkender Blitzer-Zahlen hat sich zwar auch im vergangenen Jahr fortgesetzt. Trotzdem verbuchte die Stadt erhebliche Mehreinnahmen.

Hamm – Weil im November 2021 ein neuer Bußgeldkatalog mit teils deutlich gestiegenen Strafen in Kraft getreten war, floss deutlich mehr Geld in die klammen Stadtkassen als noch im Vorjahr – insgesamt 6,8 Millionen Euro. Durch Nachzahlungen könnte dieser Wert sogar noch steigen. Ein Überblick.

Blitzerfotos: Deutlicher Rückgang in den vergangenen Jahren

Exakt 147.523 Mal blitzte es im vergangenen Jahr in Hamm. 136.315 Mal kam dabei die Technik der Stadt (Blitzersäulen, Enforcement-Trailer, mobile Blitzer) zum Einsatz, 11.208 Fälle wurden zusätzlich von der Polizei und der Staatsanwaltschaft zur Bearbeitung übersandt.

Die absoluten Zahlen sind erneut niedriger als im Jahr zuvor. 2021 waren noch 166.404 Temposünder von der Stadt geknipst worden. Der Rückgang 2022 ist damit mit 30.089 Fällen noch einmal deutlich höher als in den vergangenen Jahren. 2020 waren 172.913 Geschwindigkeitsüberschreitungen festgestellt worden, 2019 noch 179.667. Das entspricht jeweils einem Rückgang von unter 7.000 Fällen. Der Gesamtrückgang seit 2019 liegt nunmehr bei 43.352 Fällen.

Hammer kennen „ihre“ Blitzer - Gewöhnungseffekt setzt ein

Woran liegt dieser eklatante Rückgang? „Der Rückgang der Fallzahlen hängt in erster Linie mit einem Gewöhnungseffekt zusammen, vor allem weil wir einige Standorte haben, die wir wiederholt besetzt haben. Mit jedem Einsatz stellt man letztlich weniger Verstöße fest“, teilt ein Stadtsprecher auf Nachfrage mit.

In den vergangenen Jahren hat sich an der Blitzer-Infrastruktur in Hamm kaum etwas verändert. Weder wurde die Anzahl der Geräte aufgestockt, noch kamen neue Standorte für die stationären Säulen hinzu. Auch bei den mobilen Einsätzen sind die Möglichkeiten der Stadt begrenzt, immer neue Standorte zu besetzen.

Einstige Blitzer-Wunderwaffe mit Ladehemmungen

Vor allem bei den Enforcement-Trailern ist der Rückgang beachtlich. Und das, obwohl diese nach wie vor rund 330 bis 350 Tage pro Jahr im Einsatz seien. Die Blitzeranhänger waren seit der Aufstockung auf drei dieser Trailer das erfolgreichste Mittel im Einsatz gegen Temposünder in Hamm.

Drei solcher „Enforcement Trailer“ setzt die Stadt Hamm ein, um Raser zu ertappen und zu bestrafen.
Drei solcher „Enforcement Trailer“ (hier an der Weetfelder Straße) setzt die Stadt Hamm ein, um Raser zu ertappen und zu bestrafen. © Andreas Rother

2020 (77.019 Fälle) und 2021 (89.296 Fälle) waren sie jeweils Spitzenreiter in der Blitzer-Rangliste der Stadt. 2022 lösten sie nur noch in 53.147 Fällen aus. Das sind 36.149 Fälle weniger gewesen als im Vorjahr. Das komplette Jahres-Minus resultiert aus dieser schlechteren Bilanz.

Blitzer-Säulen ein Garant für viele Treffer, zwei überragen

Die erfolgreichsten Blitzgeräte waren in Hamm im vergangenen Jahr stattdessen die stationären Blitzer-Säulen. Durch sie wurde das Minus bei den Enforcement-Trailern ein Stück weit abgefedert. 58.583 Fälle wurde 2022 durch stationäre Messungen festgestellt. Das waren 5.861 Fälle mehr als 2021. 2020 hatte der Wert mit 60.841 aber noch höher gelegen, 2019 knipsten die Standblitzer mit 87.721 Malen sogar deutlich häufiger.

Die erfolgreichste Blitzersäule ist 2022 die Anlage an der Zollstraße, die – beide Fahrtrichtungen zusammengenommen – insgesamt 15.429 Mal auslöste. 8.124 Temposünder wurden von der Anlage an der Unnaer Straße in Fahrtrichtung Bönen erfasst. Das war der höchste Einzelwert.

Bei den mobilen Messungen gab es ebenfalls ein leichtes Plus. 24.585 lösten die „Dreibeiner“ aus – und damit 199 Mal mehr als im Vorjahr. Allerdings: Auch hier sind die Zahlen über die Jahre gesehen rückläufig. 2020 wurden bei mobilen Messungen noch 35.053 Temposünder erfasst. Vor der Pandemie, deren Bekämpfung viele personelle Ressourcen band und auch dafür sorgte, dass weniger geblitzt wurde, waren es 2019 sogar noch 54.678 Fälle.

Bußgeld-Anhebung: Deutlich mehr Geld für die Stadtkasse

Obwohl die Blitzer-Zahlen erneut gesunken sind, hat die Stadt 1,9 Millionen Euro mehr an Bußgeldern eingenommen als 2021. Damals waren es 4,9 Millionen Euro, was einen zwischenzeitlichen Tiefstand bedeutet hatte. In den Jahren davor waren die Summen sukzessive zurückgegangen. Dass das 2022 nicht erneut der Fall war, liegt am neuen Bußgeldkatalog.

Wer beispielsweise in einer 30er-Zone mindestens 11 km/h zu schnell ist, zahlt mittlerweile bereits 50 Euro. Bei Tempo 50 sind es 40 Euro. Viel härter bestraft werden Raser: Wer etwa mit 91 km/h statt der erlaubten 50 km/h in der Stadt geblitzt wird, zahlt mindestens 400 statt wie früher 200 Euro. Durchschnittsertrag pro Blitzerfoto lag nach Stadtangaben 2022 bei 45,94 Euro.

Raser in Hamm: Mit 164 km/h bei Tempo 70 unterwegs

Auch 2022 gab es wieder unrühmliche Spitzenreiter. So wurde ein Raser Anfang März mit 84 km/h bei Tempo 30 auf der Allener Straße nahe des Strüverhof geblitzt. Genauso schnell war ein Temposünder auf der Oststraße (ebenfalls Tempo 30). Jeweils bei Tempo 70 rasten Autofahrer mit 152 km/h respektive 148 km/h über die Kamener und die Werler Straße. Sogar mit 164 km/h war ein Verkehrsteilnehmer im Juli bei erlaubten 70 auf der Dortmunder Straße unterwegs.

Im verkehrsberuhigten Bereich auf der Heinrichstraße und der Dünnebank (jeweils 10 km/h) wurden insgesamt drei Raser mit über 40 km/h erwischt. Alle genannten mussten mehrere Hundert Euro Strafe zahlen, kassierten Punkte in Flensburg und Fahrverbote. Alter der Fahrer und Fahrzeugtyp zu den einzelnen Fällen konnte die Stadt übrigens nicht nennen.

Immer wieder wechselnde Standorte - auch mal im Busch

Wo in Hamm geblitzt wird? Auf der gesamten Länge der Werler Straße kommen vor allem die Trailer an verschiedenen Standorten zum Einsatz. Dies gilt ebenfalls für die Lippestraße, die L670 (Birkenallee/Soester Straße), die Dortmunder Straße, die Alte Landwehrstraße, die Kamener Straße, die Dolberger Straße oder die Münsterstraße.

Dabei sind die Mitarbeiter der Stadt mitunter kreativ bei der Standortwahl. So stehen die Anhänger nicht selten so, dass man sie erst im letzten Moment als Blitzer erkennt – zwischen zwei Bäumen, halb verdeckt hinter einer Leitplanke oder auf der gegenüberliegenden Straßenseite.

Baustelle Adenauerallee: Neuer Blitzer lässt auf sich warten

Wiederholte Einsätze wurden aber auch auf der der Alleestraße (Matthias-Claudius-Schule), der Adenauerallee, An der Marienkirche (Kappenbuschschule) oder dem Alten Uentroper Weg (Maximilianschule) durchgeführt. Die mobilen Blitzer sind an weiteren Standorten unterwegs. Sie fallen wegen ihrer geringeren Größe und der unauffälligen Farbe häufig noch weniger auf.

An den 13 Standorten der stationären Blitzer hat sich in Hamm im vergangenen Jahr nichts verändert. Absehbar wird aber wie bereits berichtet auf der Adenauerallee ein weiterer Standort hinzukommen. Dort soll in Höhe des Wassersportzentrums bekanntlich zur Überwachung des neu eingerichteten Tempo-30-Bereichs eine neue Säule aufgestellt werden. Wann genau, ist aber noch unklar. Zunächst müssen dort erst die Straßenarbeiten abgeschlossen sein – und das wird nicht vor Frühjahr 2024 der Fall sein.

Neue Tempo-30-Bereiche werden kontrolliert

Erste Überwachungsmaßnahmen hätten am neu eingerichteten Tempo-30-Bereich an der Ludwig-Teleky-Straße auf Höhe des Perthes-Hauses darüber hinaus ergeben, dass dort „Geschwindigkeitsüberwachungsmaßnahmen zur Durchsetzung der Temporeduzierung erforderlich sind“, erklärte ein Stadtsprecher. Bei einem einzelnen mobilen Einsatz dort seien 340 Verstöße für die Fahrtrichtung Osten dokumentiert worden. Dort dürfte in diesem Jahr zumindest häufiger ein mobiler Blitzer stehen.

Auch interessant

Kommentare