Keine Besucher? Toll! Dann putzt sich das Museum eben heraus
Für einen Moment hatte es so ausgesehen, als würde das Gustav-Lübcke-Museum aufgrund der Lockerungen öffnen dürfen, doch daraus wird vorerst noch nichts. Aber was bedeutet eigentlich ein geschlossenes Museum? Arbeitslose Mitarbeiter? Stillstand hinter den Kulissen? Keineswegs, erklärt Dr. Ulf Sölter, Direktor des Gustav-Lübcke-Museums.
Hamm – „Das Museum putzt sich heraus“ könnte die Devise lauten, nach der die festen Mitarbeiter seit der coronabedingten Schließung unermüdlich im Einsatz sind. Während ein Teil der Wissenschaftlichen Mitarbeiter Teile der Arbeit aus dem Homeoffice verrichten kann, sind die Haustechniker, Service- und Aufsichtskräfte vor Ort. Letztere nicht um unbesuchte Ausstellungen zu bewachen, sondern um Tätigkeiten nachzugehen, für die sonst weniger Zeit bleibt.
„Die technischen Anlagen müssen ja wegen des Exponatschutzes durchlaufen“, erklärt Haustechniker Meinolf Rose. „Das macht sich nicht von allein.“ Stimmt das Raumklima mit Temperatur und Luftfeuchtigkeit nicht mehr, könnte das für einen großen Teil der Ausstellungsstücke fatale Folgen haben. Mit oder ohne Besucher: Rose und sein Kollege sind vor Ort, auch an den Wochenenden fallen die üblichen Kontrollgänge an.
Mitarbeiter werden woanders eingesetzt
Kollegen und Kolleginnen, die im Besucherverkehr sonst ein waches Auge auf die Einhaltung der Museumsregeln haben, kommen jetzt im Zwei-Schicht-System zwischen 8 und 17 Uhr in anderen Bereichen zum Einsatz. Sie putzen das Museum im wörtlichen Sinne heraus: Genau 286 Stühle passen ins Forum. Mit weiteren in Reserve sind es über 300. Sie alle haben eine Grundreinigung hinter sich, wenn die ersten Besucher wieder darauf Platz nehmen. Polster eingeschäumt, Reinigungsmittel eingebürstet und am Tag darauf wieder abgesaugt: „Das macht man nicht mal eben schnell nebenher“, sagt Martina Boenke und weist auf den sichtbaren Unterschied zu einem ungereinigten Stück hin.
Auch die anderen Servicekräfte haben gut zu tun: Leiter rauf, Leiter runter reinigen sie mit Ruhe und Gründlichkeit Vitrinen von außen oder begeben sich auf eine Art Hubsteiger, um ungezählte Deckenleuchten zu entstauben. Die Marmorwände im Foyer sind von Schmutz und Kleberesten befreit, die Toilettenböden im Untergeschoss gründlich gereinigt, Lagerräume aufgeräumt; und Hans Engelmann hat schon einmal die Wände im Studio für die Ausstellung anlässlich des 200-jährigen Bestehens des OLG gestrichen.
Schwierige Situation der freien Mitarbeiter
Während die Festangestellten keine Sorge um ihren Job haben mussten, sieht die Zeit für freie Mitarbeiter des Museums weniger rosig aus. Museumsdirektor Sölter weiß um die schwierige Situation. Das bedauere er sehr. Das Haus sei bemüht, zumindest einen Minimalverdienst sicherzustellen, zum Beispiel durch die Mitarbeit in der Katalogerstellung für kommende Schauen.
„Wir planen ganz normal weiter“, sagt Sölter. Leihgaben für Ausstellungen seien bereits dokumentiert und Passepartouts geschnitten. Genau so, als würde es morgen wieder losgehen. „Anders kann es auch gar nicht funktionieren, denn alles will vorbereitet sein für die Öffnung. Solch einen Betrieb kann man nicht innerhalb kürzester Zeit wieder hochfahren. Und wenn wir jetzt gründlich reinigen, heißt das nicht, dass wir das sonst nicht täten. Jetzt ist die Zeit, es noch intensiver zu tun.“
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