Die Familie erklärt sich
„Beste Lösung“: Warum die Familie Metz die Ludgeri-Stifte verkauft hat
Große Wellen schlug in Hamm der Verkauf der drei stationären Pflegeeinrichtungen der Ludgeri-Gruppe an die Düsseldorfer Alloheim-Gruppe. Der WA bat die Verantwortlichen um Erklärungen.
Bockum-Hövel – Bei einer Befragung unserer Redaktion von Bockum-Höveler Bürgern auf dem Wochenmarkt, aber auch in Sozialen Netzwerken wurden Befürchtungen geäußert, dass die Qualität abnehme oder dass die Mitarbeiter bei einem so großen Konzern unter schlechteren Bedingungen arbeiten müssten. Nicht zuletzt negative Berichte im Internet über die Alloheim-Gruppe waren Anlass für diese ablehnende Haltung. Doch es gab auch verständnisvolle Reaktionen für den Verkauf, angesichts einer Zunahme von Bürokratie und Regularien.
In einem Gespräch mit dem Westfälischen Anzeiger erläuterten Seniorchef Jürgen Metz und die Juniorchefs Elisa und Markus Metz ihre Gründe, die drei stationären Ludgeri-Stifte abzugeben und sich auf die ambulante Pflege, die Tagespflege und das betreute Wohnen zu konzentrieren. Dem sei ein langer Entscheidungsprozess vorausgegangen, sagte Jürgen Metz. Die persönliche Lebensplanung und die Überlegung, welche Ziele das Familienunternehmen weiter verfolgen wolle, hätten dabei eine Rolle gespielt.
Steigender Kostendruck, mehr Bürokratie und Personalmangel
Man habe in den vergangenen Jahren die immer weiter wachsende Konzentration im Bereich der stationären Pflege beobachtet. Steigender Kostendruck, mehr Bürokratie und Personalmangel - unter diesen Bedingungen habe man als Familienunternehmen die stationäre Pflege nicht mehr weiterbetreiben wollen. „Wir haben die Pflegekette in der ganzen Breite angeboten, vom seniorengerechten Wohnen über den ambulanten Bereich und die Tagespflege bis zur stationären Pflege. Die Anforderungen für die einzelnen Bereiche sind so groß geworden, dass sie die volle Aufmerksamkeit erfordern. Das hätten wir auf Dauer nicht aufrecht erhalten können“, so Jürgen Metz.
Hinzu gekommen sei auch der Wunsch, mehr Zeit für die Familie und die Kinder zu haben, sagt Elisa Metz.
Mit Verkauf auch Generationswechsel vollzogen
Vor dem Verkauf habe man mit mehreren Trägern gesprochen, so Jürgen Metz. Wichtig sei der Familie gewesen, dass die Stifte nach kurzer Zeit nicht erneut verkauft würden. Das sei nicht bei allen gesichert gewesen, wohl aber bei der Alloheim-Gruppe. Sie sei auch auf die anderen Bedingungen eingegangen wie auf die Übernahme aller Mitarbeiter, auch der Verwaltungskräfte. Zudem werde Alloheim das Stift in Hövel nach den bereits ausgearbeiteten Plänen von jetzt 59 auf 74 Plätze erweitern sowie Plätze für die Tagespflege einrichten.
Mit dem Verkauf ist auch der Generationswechsel in der Ludgerigruppe vollzogen. Den Sozialdienst Ludgeri mit dem ambulanten und teilstationären Bereich hatten Elisa und Markus Metz bereits 2015 übernommen. Sie führen diesen Teil des Unternehmens auch weiter.
Wichtig war, in der Krise zusammenzuhalten
„Den stationären Bereich hätten wir eigentlich schon früher abgegeben. Aber dann kam Corona“, sagt Jürgen Metz. „Es war uns wichtig, in dieser Krise alles zusammenzuhalten und dafür zu sorgen, dass unsere Bewohner und Pflegekräfte durchgeimpft sind. Im Stift an der Kreuzkirche steht noch die zweite Runde an, dann haben wir das erreicht“, ergänzt Elisa Metz.
„Die Preise werden nicht steigen. Die Pflegesatzverhandlungen für 2021 habe ich noch geführt“, macht Markus Metz deutlich. Auch den weiteren Übergang begleite man noch mit. „All das macht den Familienunternehmer aus“, so Lisa Metz.
„Wir übergeben ein wohl geordnetes Unternehmen. Und Alloheim hat sich in Hamm bewährt. Da gibt es keine Skandale und sie genießen auch bei der Heimaufsicht einen guten Ruf“, so Jürgen Metz. Zudem habe es für die Mitarbeiter Vorteile, wenn sie innerhalb des Unternehmens wechseln und Karriere machen könnten. Auch künftig werde man mit Alloheim zusammenarbeiten um die gesamte Pflegekette abdecken zu können