1. wa.de
  2. Hamm

Hammer Bäcker kassiert jetzt Verpackungs-Aufschlag

Erstellt: Aktualisiert:

Von: Sarah Hanke

Kommentare

Bei Sondermann kostet die Tüte extra, wie auch Seherzada Neimalija den Kunden erläutert.
Aufschlag: Bei Sondermann kostet die Tüte extra, wie auch Seherzada Neimalija den Kunden erläutert. © Andreas Rother

Wer sein Frühstücksbrötchen in Hamm beim Bäcker Sondermann kauft, zahlt inzwischen nicht mehr nur die Ware. Mit den höheren Kosten für Mehl, Öl und Energie hat das jedoch nichts zu tun.

Hamm – Brötchen werden generell teurer. Aber: Bei der Bäckereikette Sondermann kostet die Tüte für das Brot oder Brötchen ab sofort extra. Wer in einer der drei Filialen in Hamm sein Frühstücksbrötchen kauft, muss demnach 10 Cent für die Brötchentüte zahlen - pro Einkauf. „Das Thema gehört zu den Maßnahmen unserer Nachhaltigkeitsstrategie, die wir in 2022 verfolgen“, erklärt Unternehmens-Sprecher Michael Kehm. Schon vor dem Ukraine-Krieg habe das Unternehmen die Strategie beschlossen.

Ziel ist es, den Alltag bei Sondermann ressourceneffizienter zu gestalten: durch das Einsparen von CO2 und von Papier. Bei den insgesamt 50 Sondermann-Filialen seien da täglich schon mal tausende Tüten zusammengekommen.

Das Prinzip ist nicht ganz neu: auch im Supermarkt sind Beutel für den Einkauf nicht umsonst. Bei einem Discounter müssen Kunden inzwischen sogar für dünne Plastikbeutel, in die Obst und Gemüse kommt, eine Gebühr bezahlen.

Brötchen-Tüte kostet extra: Kein anderer Bäcker geht diesen Weg

Im Bäckerhandwerk geht Sondermann damit jedoch Sonderwege. Meinolf Erdmann, Obermeister der Bäcker-Innung Hellweg-Lippe, ist kein anderes Unternehmen bekannt, das die Papiertüten nur noch gegen Bezahlung anbietet. Auch für den Bäckerinnungs-Verband Westfalen-Lippe gilt die Strategie eher als Novum, wie eine Nachfrage durch die Kreishandwerkerschaft Hellweg-Lippe ergab.

Allerdings muss der Einkauf bei Sondermann dadurch nicht gleich teurer werden: Wer für die Beutel nicht bezahlen möchte, bringt eigene Mehrweg-Beutel mit. „Auch zum Brötchen-Kauf können die Kunden ihren eigenen Beutel mitbringen.“ Wer seine eigene Tasche vergessen hat, soll künftig auch bei Sondermann einen Mehrweg-Beutel erwerben können, so Kehm: „Die Umstellung beginnt im Kopf.“

Auch wenn man mit der Neuerung bei den Kunden durchaus polarisiert habe, sei die Umstellung vor allem bei der überwiegend älteren Kundschaft von Sondermann auf Zustimmung gestoßen: „Früher sind sie ja auch mit der eigenen Milchkanne zum Bauern gegangen.“

Brötchen-Tüte kostet extra: Vorgehen gegen Verschwendung

Die Reduzierung von Waren ist die zweite Säule der Nachhaltigkeitsstrategie von Sondermann. „Nach 19 Uhr liegen ja oft noch reichlich Backwaren in den Regalen, die dann im Müll landen“, so Kehm. Das sei nicht nur eine Verschwendung von Lebensmitteln, sondern vor allem bei den handwerklich und mit Liebe hergestellten Backwaren ärgerlich.

Mit Auslegern für die leeren Regale will Sondermann künftig darauf hinweisen, dass das Produkt ausverkauft und erst am nächsten Tag wieder zu haben ist – damit am Ende des Tages nicht mehr so viel übrig bleibt. Um künftig noch weniger Lebensmittel wegzuwerfen, plant Sondermann weitere Maßnahmen. Eventuell kommt die App „Too Good To Go“, die Essen vor dem Abfall retten soll, infrage.

Auch interessant

Kommentare