Das Prinzip ist nicht ganz neu: auch im Supermarkt sind Beutel für den Einkauf nicht umsonst. Bei einem Discounter müssen Kunden inzwischen sogar für dünne Plastikbeutel, in die Obst und Gemüse kommt, eine Gebühr bezahlen.
Im Bäckerhandwerk geht Sondermann damit jedoch Sonderwege. Meinolf Erdmann, Obermeister der Bäcker-Innung Hellweg-Lippe, ist kein anderes Unternehmen bekannt, das die Papiertüten nur noch gegen Bezahlung anbietet. Auch für den Bäckerinnungs-Verband Westfalen-Lippe gilt die Strategie eher als Novum, wie eine Nachfrage durch die Kreishandwerkerschaft Hellweg-Lippe ergab.
Allerdings muss der Einkauf bei Sondermann dadurch nicht gleich teurer werden: Wer für die Beutel nicht bezahlen möchte, bringt eigene Mehrweg-Beutel mit. „Auch zum Brötchen-Kauf können die Kunden ihren eigenen Beutel mitbringen.“ Wer seine eigene Tasche vergessen hat, soll künftig auch bei Sondermann einen Mehrweg-Beutel erwerben können, so Kehm: „Die Umstellung beginnt im Kopf.“
Auch wenn man mit der Neuerung bei den Kunden durchaus polarisiert habe, sei die Umstellung vor allem bei der überwiegend älteren Kundschaft von Sondermann auf Zustimmung gestoßen: „Früher sind sie ja auch mit der eigenen Milchkanne zum Bauern gegangen.“
Die Reduzierung von Waren ist die zweite Säule der Nachhaltigkeitsstrategie von Sondermann. „Nach 19 Uhr liegen ja oft noch reichlich Backwaren in den Regalen, die dann im Müll landen“, so Kehm. Das sei nicht nur eine Verschwendung von Lebensmitteln, sondern vor allem bei den handwerklich und mit Liebe hergestellten Backwaren ärgerlich.
Mit Auslegern für die leeren Regale will Sondermann künftig darauf hinweisen, dass das Produkt ausverkauft und erst am nächsten Tag wieder zu haben ist – damit am Ende des Tages nicht mehr so viel übrig bleibt. Um künftig noch weniger Lebensmittel wegzuwerfen, plant Sondermann weitere Maßnahmen. Eventuell kommt die App „Too Good To Go“, die Essen vor dem Abfall retten soll, infrage.