Schnitzel, Zwiebeln, Linseneintopf: Dieser Hammer bekocht die Corona-Helfer der Bundeswehr

Die Bundeswehr packt mit an: Die Soldaten helfen auch in Hamm bei der Kontaktverfolgung von Corona-Infizierten. Die Kollegen in Grün wiederum müssen auch versorgt werden - von einem bekannten Hammer Restaurant.
Hamm - Bei der Kontaktverfolgung von Corona-Fällen benötigt die Hammer Stadtverwaltung Hilfe. Und die bekommt sie vom 2. Aufklärungsbataillon 7 aus Ahlen. Waren es zunächst zehn Bundeswehrsoldaten, die in Hamm sieben Tage die Woche im Wechsel in der Harkortschule im Einsatz sind, so werden es ab dem Nikolaustag sogar 20 sein. Ihr Einsatz soll zunächst bis 15. Januar dauern. Option auf Verlängerung nicht ausgeschlossen. (Alle News zum Coronavirus in Hamm finden Sie hier).
Ahlener Soldaten sollen für Corona-Hilfe nicht weit fahren
Da die Fahrten zwischen Einsatzort und Kaserne mehr Kontakte mit sich bringen als in diesen Zeiten gesund ist, kümmert sich die Hammer Stadtverwaltung um Verpflegung und Unterbringung. Neben Frühstück und Care-Paketen für zwischendurch gibt es ein warmes Abendessen. Und das bereiten André Krawczyk und Frank Raulf zu, die man in Hamm als Betreiber von „André’s Dinner“ und „André’s Restaurant“ kennt.
Während „André’s Dinner“ geschlossen hat und erst nach dem Ende der Corona-Krise mit neuer Konzeption an den Start gebracht werden soll, wird im Restaurant weiterhin gewirbelt. Nun gibt es wechselnde Gerichte zum Mitnehmen oder auch per Lieferung. Die Truppenverpflegung ist André Krawczyk dank freundschaftlicher Kontakte in die Hotel- und Gaststättenbranche zugespielt worden.
Klar, dass er sich in den unsicheren Zeiten über die kleine regelmäßige Einnahmequelle freut. Für Hektik in der Küche sorgt die zusätzliche Mannschaftsbeköstigung jedenfalls nicht. Nur an den Weihnachtsfeiertagen behält sich André vor, lediglich die Soldaten zu beliefern. „Sonst schaffen wir unser Pensum einfach nicht.“ Zahlreiche Gäste haben bereits Bedarf an einem fachmännisch zubereiteten Weihnachtsmenü angemeldet, und holen das dann auch gerne selber ab.
Soldatenverpflegung in Corona-Zeiten: „Noch nie so gut“
Für die Soldaten ist Andrés Abendessen ein echtes Highlight, wie Oberfeldwebel David Lawrenz gerne bestätigt: „Verdammt lecker“, kommentiert er spontan. Und fügt hinzu: „Es gibt wirklich reichlich und stets wechselnde Gerichte. Man hat das Gefühl, da wird mehr Geld in die Hand genommen, um uns ein solches Essen zu ermöglichen. So eine gute Verpflegung hatten wir bislang noch nie.“
André Krawczyk weiß, was die Truppe glücklich macht: „Nur mit Gemüseaufläufen sollte man da besser nicht aufwarten“, sagt er und lacht. Zu den favorisierten Gerichten zählen eindeutig seine selbst panierten Schnitzelgerichte, die mit Zwiebel überbackene Variante kam bei den Soldaten besonders gut an. „Was wir ihnen an Weihnachten Gutes tun, wissen wir noch nicht, aber da fällt uns schon was ein. Und über Silvester sind sie ja auch noch hier – da darf es dann auch etwas Besonderes sein“, kündigt Krawczyk weitere kulinarische Überraschungen an.
Soldaten in Hamm: Menü-Umstellung für muslimische Corona-Helfer
Aktuell hat er das Programm ein wenig verändert, weil nun auch ein Moslem zur Truppe gehört. Also gibt es nun beispielsweise Linseneintopf mit Geflügelfleisch: „Für uns kein Problem, wir müssen es nur wissen“, sagt der Restaurantchef.
Bislang zahlt die Stadt Hamm für die Versorgung des Hilfstrupps. „Noch wissen wir nicht, ob wir uns das Geld von Bund oder Land wiederholen können, aber natürlich hoffen wir, dass die Kosten wenigstens anteilig übernommen werden“, sagt Stadtpressesprecher Lukas Huster. Die Soldaten kommen im Übrigen hauptsächlich in der alten Harkortschule zum Einsatz.
André Krawczyks Team hofft, dass die Bundesregierung für die Weihnachtsfeiertage grünes Licht gibt, damit der normale Restaurantbetrieb wieder aufgenommen werden kann. Vor der Eröffnung von „André’s Restaurant“ hatte der Vermieter noch einmal in das Lokal investiert, um eine wertige Lüftungsanlage zu installieren, die mit Zu- und Abluft arbeitet und somit infektiösen Aerosolen keine Chance lasse, so Krawczyk. Das sei ein absoluter Glücksfall: „Wer hätte gedacht, dass das einmal von solch’ entscheidender Bedeutung für den Betrieb sein könnte?“
Krawczyk ist froh und dankbar, dass ihm zahlreiche Stammkunden weiterhin die Treue halten. Aber: „Letztlich sind wir auch darauf angewiesen, dass uns neue Gäste entdecken und sich unser Kundenstamm weiter vergrößert.“ Deshalb hofft der Gastronom, den normalen Betrieb so bald wie möglich wieder aufnehmen zu können.