Dazu, weshalb genau Linka die Grünen jetzt verlassen hat, und was die Zusammenarbeit – zumindest fraktions- und parteiintern – für ihn unmöglich gemacht hat, wollte er sich mit Verweis auf die weitere Partnerschaft in der Koalition nicht äußern.
Der Grünen-Kreisverband reagierte am Montagabend überrascht. „Der Vorstand fordert Martin Linka auf, sein über die Partei erhaltenes Ratsmandat zurückzugeben, um das Wählervotum nicht zu verfälschen und die Arbeit der Fraktion nicht nachhaltig zu schädigen“, hieß es in einer Mitteilung, die von Arnela Sacic, Christina Boettcher – den eigentlichen fraktionsinternen Mitstreiterinnen Linkas – sowie Kassier Jörg Wedekind gezeichnet ist.
Interessant: Die Fraktion veröffentlichte am Abend selbst eine Stellungnahme, in der sie Linka zwar ebenfalls dazu aufruft, sein Mandat zurückzugeben. Gleichzeitig wird in dem Schreiben aber Ex-Ratsherr Martin Kesztyüs in Stellung gebracht, der dann gemäß Reserveliste nachrücken solle.
Erst 2018, in der zurückliegenden Legislaturperiode, war der damalige Piraten-Ratsherr Kesztyüs selbst zu den Grünen gewechselt und hatte sein Mandat mitgenommen. Seine vorherige Partei war danach nicht mehr im Rat vertreten. Diesen Schritt hatten die Grünen begrüßt.
„Ich habe kein Interesse, der Grünen-Partei zu schaden. Ich nehme das Mandat trotzdem mit und werde der Aufforderung nicht nachkommen“, kündigte Linka in Reaktion auf die Äußerungen an. „Ich möchte weiterhin für die Bürger arbeiten, um unsere Stadt wirtschaftlich und sozial zu gestalten“, so Linka. „Ich habe mich entschieden, in die SPD einzutreten, um die von Marc Herter geführte Koalition des Aufbruchs weiterhin zu unterstützen.“
Als fraktionsloser Einzelkämpfer hätte er nur wenig beeinflussen können, glaubt er. Die SPD sei für ihn die „natürliche Wahl“ gewesen.
Der Kreisverbandsvorstand forderte von der SPD und den anderen Parteien im Rat unterdessen, Linka nicht aufzunehmen: „Der Vorstand erwartet, dass entsprechend der demokratischen Tradition und im Sinne einer weiteren vertrauensvollen Zusammenarbeit im Rat der Stadt Hamm keine andere Fraktion den nunmehr partei- und fraktionslosen Ratsherren aufnimmt.“
Und mit Blick auf die Ampel weiter: „Die bisher gute und erfolgreiche Zusammenarbeit innerhalb der Ampelkoalition soll möglichst fortgesetzt werden.“
Justus Moor, Fraktionsvorsitzender der SPD, berief sich auf WA-Anfrage am Abend auf den Statut der Fraktion, nach dem jedes SPD-Mitglied im Stadtrat automatisch auch der Fraktion angehöre. Seine Fraktion könne Linka also gar nicht abweisen. Das Aufnahmeverfahren in die SPD dauere nun zunächst mehrere Wochen, in denen Linka vorläufig als Gast in der Fraktion behandelt werde.
„Ich bin sicher, dass die vertrauensvolle Zusammenarbeit weitergehen wird“, erklärte Moor. „Wir haben kurzfristig auch mit den Fraktionsvorsitzenden der drei Parteien darüber gesprochen und waren uns einig, dass der Wechsel von Martin Linka darauf keinen Einfluss haben wird.“
Insgesamt sind Partei- und Fraktionswechsel im Hammer Rat selten. Die SPD wird künftig 23 Sitze haben, die Grünen noch sechs. Die FDP komplettiert die Ampel mit drei Mandaten.