Schrottreife Schule vom Pech verfolgt – und es wird nicht besser
Seit Jahren ist die Gesamtschule Bockmühle in Essen baufällig. Nun sollen ein neues Schulgebäude gebaut werden – doch darüber gibt es Streit.
Essen – Wasser, das durchs Flachdach tropft. Mobile WCs auf dem Schulhof, die als Ersatz für nicht nutzbare Toilettenanlagen herhalten. Fliesen, die sich aufgrund von Bodenschäden plötzlich in einem Gebäudeteil lösen. Dann mysteriöse Brände in Klassenräumen und zuletzt auch noch eine Bombendrohung an der Gesamtschule Bockmühle in Essen -Altendorf. Die Schule ist schrottreif und scheint vom Pech verfolgt. Ein Neubau soll entstehen – doch darüber gibt es Streit.
Gesamtschule Bockmühle | |
Adresse | Ohmstraße 32, 45143 Essen |
Baujahr | 1972 |
Anzahl Schüler | 1.400 |
Schulleitung | Julia Gajewski |
Gesamtschule Bockmühle in Essen: Neubau geht Ratsmitgliedern nicht schnell genug
Die Stadt Essen hat die Problematik schon länger erkannt – und spricht selbst von „gravierenden baulichen Mängeln“. Bereits seit 2019 ist der Abriss des baufälligen Gebäudes aus dem Jahr 1972 beschlossene Sache. Der Neubau einer neuen 6-zügigen Gesamtschule soll deshalb 2024 starten und vier Jahre später abgeschlossen sein. Eine neue Schule gibt es also erst im Jahr 2028, wenn alles gut geht.
Hans-Peter Schönweiß, Fraktionschef der FDP im Essener Stadtrat, zeigt sich unzufrieden: „Das Planungsverfahren für den Neubau, der dringend erforderlich ist, ist nahezu abgeschlossen“, so der Politiker in einem Beitrag der Partei auf Facebook. „Wir verstehen nicht, warum der Baubeginn jetzt erst im kommenden Jahr erfolgen soll“. Immerhin seien die dringlichen Reparaturarbeiten auch immer wieder mit hohen Kosten verbunden: „Wir dürfen [...] nicht noch mehr Geld für nötige Instandsetzungsmaßnahmen und die zu erwartenden steigenden Baukosten ausgeben“.
Neubau der Gesamtschule Bockmühle in Essen schon jetzt mehr als 30 Prozent teurer
Bereits jetzt sind die zu erwartenden Kosten für die Baukonstruktion um ganze 8,5 Millionen Euro angestiegen – „vor allem aufgrund der stark gestiegenen Baupreise“, erklärt die Stadt dazu. Auch andere Aspekte des Bauvorhabens sind bereits deutlich teurer geworden als bisher angenommen. Die erste Kostenrechnung – die laut Angaben der Stadt jedoch auf Schätzungen basierte – ist von 110 Millionen Euro auf über 150 Millionen Euro hochgeschnellt.
„Deswegen fordern wir ganz klar, schnellstmöglich und noch in diesem Jahr die Genehmigung zu erteilen und mit den Baumaßnahmen zeitnah zu beginnen“, heißt es seitens der FDP. Lehrern und Schülern müsse eine verlässliche Perspektive geboten werden. Immerhin haben die Bodenschäden an der Gesamtschule Bockmühle zwischenzeitlich einen Präsenzunterricht verhindert. Warum beginnt der Neubau also erst 2024?
Verzögerung des Baubeginns der Gesamtschule Bockmühle auf Planung
Grund sind die langen Planungswege. „Die Planungsleistungen des beauftragten Generalplaners sollen in 2024 abgeschlossen sein“, sagt Jacqueline Riedel, Pressesprecherin der Stadt Essen, gegenüber wa.de. Erst im Anschluss könne mit der Realisierungsvorbereitung inklusive Ausschreibungsphase sowie mit der Projektumsetzung begonnen werden. Ein früherer Baubeginn sei nicht möglich.
Gesamtschule Bockmühle: Container als Übergangslösung „nicht realistisch umsetzbar“
Doch kann man die Kosten für dringende Reparaturen an der maroden Schule nicht auf andere Art und Weise reduzieren – beispielsweise durch Container als Übergangslösung? Viele Schulen setzten im Falle einer Nichtnutzbarkeit des Gebäudes bereits auf ein solches Modell. Auch in Essen war eine solche Lösung zwischenzeitlich im Gespräch. Dann könnte von der Restaurierung baufälliger Teile der Schule – letztlich Flickschusterei – abgesehen werden, so die Argumentation.

Letztendlich habe man sich jedoch dagegen entschieden: „Die Schülerschaft einer jetzt noch 8-zügigen Gesamtschule in Interimsgebäuden unterzubringen, wurde als unwirtschaftlich, nicht realistisch umsetzbar und nicht mit dem Schulbetrieb vereinbar eingestuft“, sagt Riedel. In der Folge verbleibt der schulische Betrieb an der Gesamtschule Bockmühle wohl noch für Jahre in dem völlig maroden Gebäude in der Ohmstraße in Essen. (mg)