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Im Schatten der Villa Hügel: Was hat es mit dem mysteriösen Geisterhaus auf sich?

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Von: Sofia Popovidi

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Die Villa Hügel in Essen wird 150. Ganz in der Nähe steht ein geheimnisvolles zweites Krupp-Haus seit Jahren leer. Viele Mythen ranken sich um das Anwesen.

Essen – Die Villa Hügel in Essen steht im Scheinwerferlicht: Vor 150 Jahren bezogen Stahlbaron Alfred Krupp und seine Familie das damals überaus moderne und repräsentative Wohnhaus im heute immer noch schicken Essener Stadtteil Bredeney. Das soll gefeiert werden, mit viel Tam-Tam und einer ganzen Serie von Veranstaltungen. Sogar Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier ist zu einem Festakt am 10. Februar geladen. „Wir wollen, dass es brummt hier auf dem Hügel“, formuliert es Volker Troche, Vorstand der Krupp-Stiftung.

Villa Hügel wird 150: Doch im Schatten steht eine zweite geheimnsivolle Villa

Doch abseits des Glanzes gibt es noch eine zweite Villa. Sie steht im Schatten des weitläufigen Hügel-Gründstücks der Villa Hügel – im wahrsten Sinne des Wortes. Denn das Gebäude ist völlig zugewuchert, so als wäre der Garten, in dem es steht, im Lauf der Jahre gefräßig über das Haus hergefallen.

Die Villa Hügel der Krupp-Dynastie in Essen-Bredeney
Die Villa Hügel in Essen: Nahe dem Grundstück steht eine andere Krupp-Villa, die seit Jahren verfällt. © Peter Sieben

In der Lost-Place-Szene, in der sich Menschen tummeln, die einen morbiden Spaß an verlassenen und verfallenden Gebäuden haben, hat das Haus schon einen gewissen Ruf: Es gilt als Geisterhaus oder Geistervilla. Entstanden ist die Villa etwa in den 1950ern. Jetzt verfällt das Gebäude und ist wohl kaum noch zu retten.

Krupp-Haus verfällt in bester Lage direkt neben Villa Hügel in Essen

Verwunderlich: Auf der anderen Straßen beginnt, wie als Kontrast dazu, die gepflegte Siedlung Brandenbusch: Hier ist eine der Top-Adressen von Essen, die Häuser und Grundstücke sind begehrt. Warum also steht das Gebäude schon so lange leer? Die Krupp-Stiftung teilt auf Anfrage mit: Sie hat mit dem Bau nichts zu tun.

Was ist ein Lost Place?

Bei den sogenannten „Lost Places“ handelt es sich nicht zwangsläufig, wie die wörtliche Übersetzung vermuten ließe, um „verlorene“, sondern eigentlich eher um „vergessene“ Orte. Das können historische Gebäude, Anlagen oder Gebiete sein, die von Menschen zurückgelassen wurden, über viele Jahre der Witterung und anderen Einflüssen ausgesetzt waren und somit jetzt verfallen. 

Ein Lost Place zeichnet sich primär durch die dauerhafte Menschenleere aus. Oftmals wirkt das Äußere aufgrund kaputter Dächer, fehlender Fenster oder Türen verfallen und die Natur vereinnahmt Mauern oder ganze Gebäude, sodass diese teils stark überwuchert sind. Das Betreten solcher Orte ist selten rechtlich eindeutig geregelt, weshalb Besucher von Lost Places auch lieber anonym handeln. Viele Lost Places sind beliebte Fotomotive und Drehorte.

Eigentümerin ist die Thyssenkrupp Real Estate. Warum das Grundstück so lange im Dornröschenschlaf verbrachte, wird auch auf Anfrage beim Unternehmen nicht ganz klar. Ein Sprecher von Thyssenkrupp erklärte gegenüber wa.de, dass lange Zeit nicht geklärt werden konnte, inwiefern ein Eigenbedarf bei dem Haus bestehe, weswegen die Villa leer gestanden habe.

Es tut sich was: Grundstück bei Villa Hügel soll wieder auf den Markt

Doch jetzt soll sich was tun: Das Grundstück soll nach Angaben des Sprechers auf den Markt kommen, die Fläche kann dann womöglich anderweitig genutzt werden. Es handle sich um eine sehr nachgefragte Lage. Man rechne mit weiteren Fortschritten noch in diesem Jahr. Ob dann auch die alte Villa wieder auf Vordermann gebracht wird, ist jedoch unklar.

Der Blick wird dann wohl ohnehin auf den prominenteren Nachbarn gerichtet sein: Im Jubiläumsjahr der Villa Hügel wird vom 12. Februar an sechs Wochen lang die Kunst-Installation „kontraste“ des Duos joeressen+kessner mit Licht und Musik zu bestaunen sein. Start ist dann jeweils ab Sonnenuntergang.

Jubiläums-Events in Villa Hügel

Außerdem sollen Besucherinnen und Besucher mithilfe einer neu entwickelten App nicht mehr vorhandene Möbel, Treibhäuser oder das sogenannte Kaiserbadezimmer virtuell besichtigen können – Szenen aus einer vergangenen Welt. Nun – manche würden vielleicht sagen: Auch die Villa Hügel ist mit ihrer langen und wechselvollen Geschichte ein Geisterhaus, wenn auch ein prächtiges.

Lost Places: Berühmte verlassene Orte in NRW

(spo, pen, mit dpa)

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