Heiz- und Gaskosten sparen: Rentner sollen auf Mallorca überwintern
Gas könnte in Deutschland knapp werden. Rentnern wird deshalb jetzt nahe gelegt, auf Mallorca zu überwintern. Das sorgt für Kritik.
Hamm - Mit 66 Jahren fängt das Leben an. So sang Udo Jürgens und drückte damit aus, dass viele Rentner die neue gewonnene Zeit dazu nutzen, um viele Sachen zu erleben. Ganz oben auf der Liste der Rentner-Aktivitäten steht - vor allem jetzt, da Corona eine immer kleiner werdende Rolle spielt - nach wie vor das Reisen. Und das sorgt im Angesicht des befürchteten Gasboykotts im Zusammenhang mit dem Ukraine-Konflikt für eine etwas schräge Idee: Rentner sollen doch einfach auf Mallorca, in der Türkei oder in anderen wärmeren Ländern überwintern. Es gibt sogar schon detaillierte Überlegungen, wie genau das zu bewerkstelligen sein könnte. Doch die Idee stößt auf Kritik.
Um Gas- und Heizkosten zu sparen: Rentner sollen auf Mallorca überwintern
Der unkonventionelle Vorschlag kommt von der Vorsitzenden des Verbands unabhängiger selbstständiger Reisebüros (VUSR), Marija Linnhoff. Und sie weiß das Ganze auch direkt in einen fluffigen Slogan zu packen: „Reisen gegen Putin ist doch besser als Frieren wegen Putin“, sagte sie in einem Gespräch mit der Rheinischen Post.
Linnhoff hat sich auch Gedanken gemacht, wie der winterliche Langurlaub für die älteren Bürger in Deutschland aussehen könnte. Als Reiseziele nannte sie gegenüber der Mallorca Zeitung explizit Mallorca, die Türkei und Tunesien. Und natürlich sollen die Rentner nicht nur den Anreiz haben, dass in Deutschland durch ihre Abwesenheit Gas eingespart werden kann. Marija Linnhoff fordert, dass Reisewillige einen Zuschuss bekommen - ähnlich, wie auch jeder Bürger durch das beschlossene Entlastungspaket nicht nur einen Tankrabatt, sondern auch eine Energiepauschale erhalten soll.
Wer sich im gesetzten Alter dazu entschließt, über die Wintermonate nach Mallorca oder in ein anderes warmes Land zu fliegen, soll vom Staat 500 Euro bekommen. Laut Linnhoff würden ohnehin schon nicht wenige ältere Menschen in anderen Ländern überwintern. Auf diese Weise könnten es noch viel mehr werden. „Man schlägt mehrere Fliegen mit einer Klappe: Die Rentner bekämen auch Zuschüsse, wir sparen Gas für die Industrie und unterstützen die Urlaubsziele“, zitiert das Redaktionsnetzwerk Deutschland (RND) die Vorsitzende des VUSR.
Rentner sollen auf Mallorca überwintern - deutliche Kritik an Vorschlag
Der Vorschlag, Rentner wegen der Gas- und Heizkosten auf Mallorca oder in anderen warmen Ländern überwintern zu lassen, sorgt für hohe Wellen - aber nicht für Begeisterungsstürme. Wenngleich man sich sicher auch geehrt fühlen kann, thematisch in der Satiresendung „ZDF Heute Show“ aufgegriffen zu werden.
Stefan Zierke, tourismuspolitischer Sprecher der SPD-Bundestagsfraktion, sagte dem RND klipp und klar, dass er diesen Vorschlag ablehnen würde. Den Menschen solle nicht vorgeschrieben werden, wann sie sich wo aufhalten sollen. Davon ab würde durch das vermehrte Reisen auch wieder mehr Kerosin verbraucht werden. Ähnlich äußerte sich Anja Karliczek, tourismuspolitische Sprecherin der CDU/CSU-Bundestagsfraktion. Auch sie empfinde, dass es jedem selbst überlassen sein solle, wann und wohin man reist. Darüber hinaus sei es Aufgabe des Staates, die Versorgungssicherheit zu gewährleisten.
Andreas Pinkwart, Wirtschaftsminister von NRW, verweist hingegen noch auf ein ganz anderes Problem: Wenn bedeutend mehr Bürger während des Winters Deutschland verlassen, besteht die Gefahr, dass die Kaufkraft hierzulande nachlässt. Was wiederum für ganz andere Probleme sorgen könnte.
Wobei ein Blick auf die Preise beim Einkaufen auch nicht unbedingt dabei hilft, nicht auswandern zu wollen. Denn im Supermarkt und Discounter sind viele Produkte noch einmal teurer geworden.