Symptome erkennen: Hyalomma-Zecke in Deutschland überträgt tödlichen Virus
Die Hyalomma-Zecke könnte sich durch den Klimawandel in Deutschland ausbreiten. Auf bestimmte Symptome sollte man achten. Sie kann einen tödlichen Virus übertragen.
Hamm – Die Zeckenart der Gattung Hyalomma könnte sich in Zukunft in Deutschland weiter ausbreiten. Erkennbar an ihren gestreiften Beinen, werden die spinnenartigen Hyalomma-Zecken – üblicherweise in Teilen Asiens und Afrikas sowie in einigen Regionen Südosteuropas verbreitet – immer häufiger auch in Deutschland gefunden. Grund dafür sei allerdings auch die infolge der Berichterstattung vieler Medien gestiegene Aufmerksamkeit auf das Thema, erklärt Zeckenexpertin Dr. Dania Richter von der Technischen Universität Braunschweig im Gespräch mit wa.de.
Tropische Riesenzecke in Deutschland angekommen: Jedes Jahr Millionen Larven
Nach Angaben des Robert Koch-Instituts (RKI) gehen Wissenschaftler davon aus, dass jedes Jahr Millionen von Hyalomma-Larven oder -Nymphen, also sich im „Jugendlichen-Stadium“ befindende Zecken, mit Zugvögeln nach Deutschland gelangen. Betroffen seien die Bundesländer entlang der Zugrouten, erklärt Prof. Dr. Ute Mackenstedt vom Fachgebiet für Parasitologie an der Universität Hohenheim. Trotzdem werden vergleichsweise wenige ausgewachsene Hyalomma-Zecken dem RKI übermittelt, wie aus folgenden Daten hervorgeht:
- 2018: Insgesamt 19 Exemplare aus acht Bundesländern (Bayern, Baden-Württemberg, Hessen, Rheinland-Pfalz, Nordrhein-Westfalen, Brandenburg, Berlin und Schleswig-Holstein).
- 2019: Insgesamt sechs Exemplare aus fünf Bundesländern (Baden-Württemberg, Berlin, Brandenburg, Nordrhein-Westfalen und Sachsen).
- 2020: Ein Exemplar aus Thüringen.
- 2021: Zwei Exemplare – eins aus Nordrhein-Westfalen und eins aus Bayern.
- 2022: Insgesamt acht Exemplare aus drei Bundesländern (Baden-Württemberg, Nordrhein-Westfalen und Sachsen-Anhalt).
Tropische Riesenzecke in Deutschland angekommen: Erstmals 2019 überwintert
Grund dafür ist, dass Hyalomma-Zecken bislang nicht in Deutschland überwintern konnten. Bis zum Jahr 2019: Erstmals überwinterten Hyalomma-Zecken in Deutschland nachweislich, wie die Universität Hohenheim und das Münchner Institut für Mikrobiologie der Bundeswehr damals mitteilten. Demnach seien nach den jüngsten heißen Tagen des Jahres gleich sechs der spinnenartigen Zecken aufgetaucht, fünf Stück auf einem Pferdehof am Niederrhein und eine auf einem Pferd in Niedersachsen. Im selben Jahr soll in Deutschland erstmals ein Mensch durch den Stich einer tropischen Riesenzecke an Fleckfieber erkrankt sein.
Tropische Riesenzecke in Deutschland angekommen: Tödliches Virus nicht in Deutschland nachgewiesen
Die Zeckenart, auch bekannt als tropische Riesenzecke, ist in der Lage, gefährliche Krankheiten wie das Krim-Kongo-Virus zu übertragen, das beim Menschen das schwere, bisweilen sogar tödliche Krim-Kongo-Hämorrhagische-Fieber (CCHF) verursacht. Dieses Virus sei bislang allerdings noch nicht in den in Deutschland gefundenen Hyalomma-Zecken nachgewiesen worden, beschwichtigt Mackenstedt.

Tropische Riesenzecke in Deutschland angekommen: Bisher nur Fleckfieber nachgewiesen
Bisher wurden Rickettsien als einziger Erreger in den nach Deutschland eingewanderten Zecken dieser Gattung nachgewiesen – allerdings auch nur in etwa 35 Prozent der untersuchten Exemplare, so Mackenstedt. Diese können bei einem Biss das Zecken-Fleckfieber auslösen. Die Symptome ähneln oft einer Grippe. Fleckfieber führt beim Menschen zu Hautausschlag und dem Gefühl erhöhter Temperatur, zu Kopf-, Muskel- und Gelenkschmerzen. In der Regel ist die von dem Bakterium ausgelöste Krankheit aber nicht lebensbedrohlich.
Tropische Riesenzecke in Deutschland angekommen: Klimawandel begünstigt Ausbreitung
Bislang sei unklar, ob langfristig eine Hyalomma-Population in Deutschland entstehen kann. „Weiter steigende Temperaturen und eine zunehmend geringere Luftfeuchtigkeit könnten jedoch dazu beitragen“, so die Einschätzung des RKI. Hyalomma-Zecken werden üblicherweise ab Temperaturen von etwa 12 Grad aktiv. „Tiefere Temperaturen scheinen die Tiere jedoch nicht zwangsläufig zu behindern, wie Funde aus den Herbstmonaten zeigen“, warnt das RKI.
Einsendung bei Funden der Hylomma-Zecke beim RKI:
Gefundene Hyalomma-Zecken können zur Untersuchung (fixiert mit einem Klebestreifen auf Papier) ans Robert Koch-Institut geschickt werden: Robert Koch-Institut, ZBS 1 –„Zecke“, Seestraße 10, 13353 Berlin.
Tropische Riesenzecke in Deutschland angekommen: Entstehung einer Population dennoch schwierig
Hyalomma-Zecken sind zur Fortpflanzung auf dafür günstige Wetterbedingungen angewiesen. „Diese Bedingungen sind vor allem Trockenheit und auch Wärme“, erklärt Prof. Dr. Gerhard Dobler, Leiter des Nationalen Konsiliarlabors FSME am Institut für Mikrobiologie der Bundeswehr. Um eine Population zu gründen, müssen sich Gruppen von männlichen und weiblichen Individuen treffen, wenn die Umweltbedingungen günstig sind. „Dazu zählt unter anderem auch die Beschaffenheit des Bodens“, erläutert der Experte. Die Entstehung einer einheimischen Populationen sei ihm zufolge selbst bei passendem Wetter also nicht so einfach.

Tropische Riesenzecke in Deutschland angekommen: Aktive Jägerin
Anders als häufig vorkommende Zeckenart wie etwa der in weiten Teilen Europas heimische Gemeine Holzbock (Ixodes ricinus), der oft Wochen und Monate auf einen vorbeikommenden Wirt lauert, gehen die doppelt so großen Hyalomma-Zecken auf die Jagd. Sie können ihre bevorzugten großen Wirtstiere wie etwa Pferde oder Rinder – aber auch Menschen, macht Richter aufmerksam – aus bis zu zehn Meter Entfernung mit den Augen erkennen und sie dann über mehrere Hundert Meter verfolgen.