Wird der Gardasee abgepumpt? Dürre in Italien sorgt für Wasserkampf
Norditalien leidet unter einer Dürre. Auch der Gardasee verliert mittlerweile viel Wasser. Der Pegel sinkt rapide. Beliebte Reiseziele kämpfen ums Überleben.
Hamm - Seit mehr als drei Monaten hat es in vielen Gegenden Norditaliens nicht mehr geregnet. Aus den Bergen fließt aufgrund des milden Winters kaum Schmelzwasser nach. Nun weist der Po, der längste Fluss Italiens, den niedrigsten Wasserstand seit über 70 Jahren auf. Ebenso betroffen sind die norditalienischen Seen. Aus einem soll nun sogar noch mehr Wasser abgepumpt werden.
Gardasee soll abgepumpt werden - Wasserkrieg durch Dürre in Italien
Die Lage in Norditalien wird beinahe täglich kritischer. Im Piemont hat es seit rund 110 Tagen nicht mehr geregnet, im Veneto, in der Emilia-Romagna und in der Lombardei sieht es ebenso schlecht aus. Der längste Fluss Italiens, der Po, ist nur noch ein Schatten seiner selbst. Zum Vergleich: Die Messstation von Pontelagoscuro maß in der vergangenen Woche eine Wassermenge von 300 Kubikmeter pro Sekunde. In dieser Jahreszeit normal wären zwischen 1500 und 2000 Kubikmeter.
Um den Po und den Landwirten unter die Arme zugreifen, soll die Regulierungsbehörde Mitte Juni für das Po-Becken bei Peschiera del Garda die Öffnung der Schleusen angeordnet haben. Eine Maßnahme, die im nationalen Gesetz für Krisensituationen vorgesehen ist. Aktuell (Stand: 23. Juni 2022) ist der Gardasee noch über 60 Prozent gefüllt.
Wasserknappheit in Norditalien: Beliebte Reiseziele kämpfen ums Überleben
Doch der Pegel des beliebten Urlaubsziels, wo kaum noch Corona-Regeln greifen, sinkt bedenklich schnell - und die Vereinigung der Gemeinden am Gardasee wehren sich vehement. „Wenn wir mehr Wasser freigeben als für die Landwirtschaft freigegeben werden darf und wir damit der Bitte für den Fluss Po nachkommen, würden wir einen doppelten Schaden anrichten“, sagte Generalsekretär Pierlucio Ceresa.
Seine Sorge: Schon bald wäre nicht nur der Fluss Po krank, sondern auch der Gardasee, sollte weiterhin Wasser abgepumpt werden. „Der Fluss bräuchte im jetzigen Zeitpunkt mindestens 500 zusätzliche Kubikmeter pro Sekunde. Das Einzige, was wir mit dieser Maßnahme erreichen, besteht darin, dass nach dem Po auch noch der Gardasee krank wird“, sagte Ceresa.
Noch kritischer ist die Lage am Lago Maggiore und Comer See, wie die Frankfurter Allgemeine Zeitung berichtet. So beträgt die Wassermenge, die in den Comer See fließt, nur noch 13 Prozent. Helfen würde jetzt nur noch Regen. Die Notmaßnahmen sind weitgehend ausgeschöpft. Aber: Große Hoffnung macht die Wetterprognose nicht. Für die kommenden zwei Wochen ist für Norditalien überdurchschnittlich warmes und trockenes Wetter angesagt.