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Erdbeben in Syrien und der Türkei: Warum Sachspenden „nicht immer sinnvoll“ sind

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Von: Annika Ketzler

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Die Bilder der Erdbeben-Opfer in Syrien und der Türkei erschüttern die Welt. Viele wollen helfen. Doch welche Spenden sind sinnvoller: Geld- oder Sachspenden?

Hamm - Die Nachrichten der Erdbeben in der Türkei und Syrien lösen weltweite Betroffenheit aus. Menschen aus anderen Ländern möchten Einsatzbereitschaft zeigen und spenden. Die enorme Hilfsbereitschaft der Deutschen zeigte sich bereits im Zuge des Ukraine-Kriegs. Einige Bürger machten sich beispielsweise selbst auf die Reise und brachten Hilfsgüter nach Kiew.

Laut dem Deutschen Spendenrat wuchs das private Gesamtspendenvolumen deutscher Bürger gegenüber dem Vorjahresmonat um 163 Prozent. Dennoch haben nicht alle Menschen die Kapazität, Geldsummen zu spenden und greifen daher auf Sachspenden zurück, die durchaus wichtig für Menschen in Krisengebieten sind.

Erdbeben in der Türkei und Syrien: Sachspenden „nicht immer sinnvoll“

Auch für die Erdbeben-Opfer in der Türkei und in Syrien gab es bereits einige Aktionen, bei denen Sachspenden gesammelt wurden. Wer helfen will, sollte allerdings vorsichtig sein. Nicht immer ist das Spenden von Kleidung, Medikamenten und Lebensmitteln gewünscht — und das hat Gründe.

„Oft ist es der erste Impuls, Sachspenden zu senden. Der Impuls kommt sehr schnell, ist aber nicht immer sinnvoll“, sagt Katharina Kiecol, Pressereferentin von Malteser International.

Sachspenden für Krisengebiete: Privater Versand birgt Risiken

Der private Versand von Sachspenden in Krisengebiete bringe häufig Probleme mit sich. Hiervon werde grundsätzlich auch aufgrund einer möglichen Eigengefährdung abgeraten. Es könnte beispielsweise zu großen Problemen bei den Grenzformalitäten kommen. Der Initiator einer Erdbeben-Spendenaktion in Hamm berichtete, dass das Konsulat die Richtlinien geändert habe und nur noch Neuware in die Türkei geschickt werden dürfte.

Außerdem könnten durch private Transporte größere Hilfsorganisationen nicht mehr richtig in die Krisengebiete kommen, da die Straßen verstopft werden. So schreibt das Bündnis „Aktion Deutschland Hilft“ zum Beispiel auf seiner Website im Zuge der Sachspenden für die Ukraine: „Bitte sehen Sie von Sachspenden ab. Schon jetzt blockieren private Hilfslieferungen die beanspruchten Logistik- und Hilfeleistungsstrukturen in der Ukraine und den Nachbarländern.“

Sachspenden brauchen eine Infrastruktur und viele Helfer vor Ort

Darüber hinaus finden sich weitere Probleme, die mit dem Versand von Sachspenden einhergehen könnten:

Spenden für Erdbeben-Opfer: Materialien vor Ort beschaffen

Laut Kiecol von Malteser International ist es sinnvoller, die Materialien vor Ort im Krisengebiet zu beschaffen. „So weiß man genau, was benötigt wird, und schwächt zudem die Wirtschaft der Krisenregion nicht.“ Aus der Ferne zu beurteilen, was alles benötigt wird, sei immer schwierig. Im schlechtesten Fall würden sich zum Beispiel unzählige Kleider häufen, aber an anderen Ecken wichtige Dinge fehlen. Mit Geldspenden haben Hilfsorganisationen die Möglichkeit, genau das zu beschaffen, was die Menschen in Krisenregionen benötigen. Und hierbei hilft jeder Euro.

„Wenn man selber Angehörige in den Krisenregionen hat, bei denen man gezielt weiß, was benötigt wird, ist das natürlich etwas anderes“, ergänzt sie. Dann könne man gezielt nachfragen, was benötigt wird.

Sachspenden oder Geld: Tipps fürs Spenden

Menschen, die vorhaben, Geld in Krisenregionen wie beispielsweise der Türkei, Syrien oder der Ukraine zu spenden, sollten vorher in jedem Fall nach seriösen, gemeinnützigen Spendenorganisationen suchen. Sachspenden können natürlich auch abgegeben werden, hierbei sollte man jedoch schauen, ob diese wirklich benötigt werden und dazu vorab aufgerufen wird.

Wir geben einen Überblick seriöser Organisationen, die Geldspenden sammeln:

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