„Die Leute sind stinksauer“: Schwankende Airline will Crew Toiletten-Kabinen putzen lassen
Die schwedische SAS Scandinavian Airlines will ihre Crew zukünftig die Toiletten-Kabinen reinigen lassen. Das „Kloputz“-Programm erbost Flugbegleiter wie Gewerkschafter.
Stockholm – Bei den laufenden Bemühungen der Geschäftsführung, die strauchelnde schwedische Airline SAS wieder auf die Beine zu bringen, scheint kein Posten zu schade zu sein, um nicht auf Kosteneinsparungspotential abgeklopft zu werden. Die neueste Idee: Das Bordpersonal soll nicht nur Flugreisende mit Tomatensaft und Co. versorgen, sondern auch Reinigungsjobs erledigen – Gewerkschaften laufen Sturm, wie tz.de berichtet.
Airline | SAS Scandinavian Airlines |
Vorhaben | Putz-Plan für die Crew - auch in der Toiletten-Kabine |
Grund | Kosten sparen |
Strauchelnde Airline will Kabinen-Crew künftig putzen lassen – auch in der Toiletten-Kabine
Das SAS-Management und CEO Anko van der Werff wollen, dass das Kabinenpersonal öfter die Gummihandschuhe überstreift und beispielsweise die Toiletten nach dem Besuch von Passagieren reinigt, berichtet die schwedische Tageszeitung Expressen. Das Unternehmen, das das Reinigungs-Programm der Crew „Cabin tidy“ nennt, erntet nun massive Kritik und Schelte von Arbeitnehmerorganisationen.

In Deutschland hatten zuletzt Gewerkschaften zu Warnstreiks am Münchner Flughafen aufgerufen. Die Flughafenmitarbeiter erklärten, dass sie mit „dem Geld in der Region nicht leben“ könnten.
„Leute sind stinksauer“: Kabinen-Crew der Airline will keine Toiletten putzen
„Die Leute sind stinksauer“, sagte ein Mitglied des Kabinenpersonals, das anonym bleiben will, gegenüber dem Expressen. Seit einigen Jahren schon sind Flugbegleiter und Flugbegleiterinnen auf Inlandsflügen angehalten, sichtbaren Müll einzusammeln, um zu vermeiden, dass an jeder Station externe Unternehmen eingesetzt werden. Dieses Verfahren soll nun ab dem 1. Juni auf ganz Skandinavien ausgeweitet werden.
Wir tun alles, was möglich ist, um die Kosten zu senken, damit wir wettbewerbsfähig sind.
„Dies geschieht jedoch schrittweise“, beschwichtigt Karin Nyman, Kommunikationsdirektorin bei der SAS, und bestreitet, dass eine gründliche Reinigung der Toiletten verlangt wird: „Es geht darum, die Waschbecken auszuwischen. Nicht die Toilettensitze“, sagt sie, räumt aber ein, dass es sich um Kosteneinsparungen handelt.
„Katastrophe für unsere Arbeitszeiten“: Toiletten-Reinigung wird zum zentralen Streitpunkt
Die Mitglieder des Kabinenpersonals nehmen die neuen Anforderungen offenbar anders wahr. Sie sehen sich gezwungen, auch die Toiletten zu reinigen, ohne dass es explizit so ausgedrückt wird, was zu Verwirrung und Unzufriedenheit unter den Mitarbeitern führt.
„Es wäre eine Katastrophe für unsere Arbeitszeiten, wenn wir an Bord putzen müssten“, äußerte einer der Flugbegleiter, mit dem Expressen gesprochen hat. Niemand wolle seinen Namen nennen, weil er Repressalien fürchtet, wenn er an die Öffentlichkeit geht und das Unternehmen kritisiert.
Flugbegleiter unzufrieden: Putz-Programm der Airline ist zentraler Verhandlungspunkt
Karin Nyman bestätigte, dass das Programm „Cabin Tidy” inzwischen zum zentralen Verhandlungspunkt zwischen den Gewerkschaften und dem schwedischen Arbeitgeberverband in der Luftfahrtindustrie geworden ist. Die angeschlagene Airline SAS hatte im vergangenen Jahr Insolvenz angemeldet, und versucht nun, mit einem harten Sparkurs die Pleite abwenden.
Um die Airline zu retten, stimmten die Piloten der Fluggesellschaft unter anderem bereits einer Verminderung ihres Einkommens um zehn Prozent und einer Erhöhung der Arbeitszeit um acht Prozent zu.