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Elternverband: Zu wenig Gesamtschulen in NRW - Zugang blockiert

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© picture alliance / Julian Strate

Düsseldorf - In Nordrhein-Westfalen gibt es nach Auffassung der Landeselternschaft der integrierten Schulen viel zu wenig Gesamtschulen.

Derzeit müssten Gesamtschulen fast überall im Land Anmeldungen abweisen, kritisiert der Elternverein in einem Brandbrief an Schulministerin Yvonne Gebauer (FDP). 

In der Praxis werde der Zugang der Schüler zu der von ihnen gewählten Schulform vielerorts verwehrt. Die Ministerin habe den Brief erhalten und werde selbstverständlich darauf antworten, sagte ein Sprecher des Schulministeriums am Dienstag auf Anfrage der Deutschen Presse-Agentur in Düsseldorf. 

Anmeldeverfahren läuft noch

Inhaltlich wollte das Haus noch keine Stellung beziehen. Derzeit ist das Anmeldeverfahren für das Schuljahr 2018/19 an weiterführende Schulen noch nicht überall abgeschlossen. Besonders dramatisch ist die Lage nach Angaben des Elternvereins und der Stadtschulpflegschaft der Kölner Gesamtschulen in der Domstadt. Dort müssten dieses Jahr nach Angaben des Vereins rund 1000 an Gesamtschulen abgewiesene Kinder nach einer anderen Schulform suchen. 

Im Durchschnitt der vergangenen Jahre seien es bereits 700 gewesen. Der Mangel sei aber nicht allein ein Kölner Problem, sondern betreffe unter anderem auch Münster, Essen, Geldern oder Leverkusen, betonte der Landesvorsitzende des Elternvereins und der Stadtschulpflegschaft Ralf Radke. Deswegen solle die Schulministerin die Kommunen unterstützen. "Die Erwartung, dass sich mit der Rückkehr zu G9 an Gymnasien die Nachfrage nach Gesamtschulen deutlich reduziert, hat sich nicht erfüllt", stellte er fest. "Tatsächlich überzeugt das Konzept der Gesamtschule viele Eltern." In einem Bericht zum Stand der Gesamtschulanmeldungen an den Schulausschuss hält Gebauer fest, die Schulentwicklungsplanung sei Aufgabe der kommunalen Träger. "Es ist also vorrangig seine Aufgabe, eine wohnortnahe Beschulung der Schülerinnen und Schüler sicherzustellen, indem er sowohl das Schulangebot als auch die Schulgrößen bedürfnisgerecht ausgestaltet." Eine belastbare Zahl zu den Anmeldungen könne erst Anfang 2019 ermittelt werden. Der Ausschuss beschäftigt sich an diesem Mittwoch mit dem Thema.

Frustration muss vermieden werden

In einem Brief an die Kölner Oberbürgermeisterin Henriette Reker (parteilos) argumentiert die Schulpflegschaft: "Nur durch eine ausreichende Zahl von Gesamtschulplätzen kann vermieden werden, dass eine Vielzahl von Schülerinnen und Schülern nach dem Ende der Erprobungsphase frustriert und demotiviert die Schule wechseln müssen." Der Brief sei bei der Stadt Köln eingegangen, teilte eine Sprecherin auf Anfrage mit. "Die Beantwortung wird derzeit vorbereitet." Die Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW) unterstützt das Anliegen. 

Es könne nicht sein, dass lediglich über die steigende Nachfrage nach Plätzen an Gymnasien nachgedacht werde, sagte die GEW-Landesvorsitzende Dorothea Schäfer der Deutschen Presse-Agentur. "Kinder und Eltern, die als weiterführende Schule eine Sekundarschule oder Gesamtschule wählen wollen, müssen ihr Recht auf freie Schulwahl wahrnehmen können." 

Die Gesamtschule hält die Bildungsgänge bis zum Abitur länger offen, ohne dass die Kinder wechseln müssen. Laut amtlicher Schulstatistik besuchen derzeit rund 308.000 Schüler in NRW 301 öffentliche und 33 private Gesamtschulen. Im NRW-Schulgesetz heißt es: "Die Eltern entscheiden nach Beratung durch die Grundschule über den weiteren Bildungsgang ihres Kindes in der Sekundarstufe I. (...) Am Ende der Erprobungsstufe entscheidet die Klassenkonferenz, ob die Schülerin oder der Schüler den Bildungsgang in der gewählten Schulform fortsetzen kann." - dpa

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